Ein Vertriebenen-Denkmal für Münster?

 

Im letzten Kommunalwahlkampf hatte der „Bund der Vertriebenen“ (BdV) die Diskussion um ein münsteraner Vertriebenen-Denkmal angestoßen in dem er dafür bei der Stadt Münster einen Zuschuß von 60.000.- Mark beantragte. Nach dem Wahlsieg der CDU beschloß der Stadtrat, eine Gedenktafel am Servatiiplatz zu errichten. Prof. Jacobi vom Stadtarchiv wurde beauftragt, eine Inschrift zu entwerfen, die allen politischen Strömungen gerecht wird. Ein Kommentar von Jan Große Nobis.

 

Keine Frage: Das Leid der vor der Roten Armee fliehenden Menschen zum Ende des Zweiten Weltkrieges war immens – das soll nicht geleugnet werden und daran zu erinnern ist legitim. Die Diskussion darf aber nicht dazu führen, Geschichte zu verfälschen oder die Opfer des Zweiten Weltkriegs gegeneinander aufzurechnen. Deutschland trägt nun einmal die Alleinschuld am Zweiten Weltkrieg, am Holocaust und an den Greueltaten der Wehrmacht. Das Leid der Flüchtlinge und Vertriebenen ist eine direkte Folge der barbarischen Nazipolitik. Hätte Deutschland den Krieg nicht begonnen, hätte es keine Flucht und Vertreibung gegeben.

 

Ein Denkmal, das alleine die Opfer von Flucht und Vertreibung aus den Ostgebieten gedenkt, wird allerlei rechte Kameraden anlocken, die das Denkmal zum Symbol des Rechtsextremismus werden lassen. Deshalb muß ein Denkmal in Münster auf den kausalen Zusammenhang zwischen Kriegsschuld und Vertreibung hinweisen. Wie wäre es zum Beispiel mit folgender Inschrift: „Deutschland hat mit dem Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust nicht wieder gut zu machendes Leid über Europa gebracht. Trotzdem muß auch den Menschen gedacht werden, die im Zuge der Befreiung vom Nationalsozialismus fliehen mußten oder vertrieben wurden.“

 

Man muß sich aber ernsthaft fragen, ob ein solches Denkmal zusammen mit dem Bund der Vertriebenen entwickelt werden kann. Immerhin vertreten einige der Münsteraner Funktionäre extrem rechte Positionen, allen voran Roswitha Möller, Kreisvorsitzende des BdV. Keinesfalls darf diesen Ewiggestrigen die Chance gegeben werden, das Denkmal als Bestätigung ihrer revanchistischen Politik zu verkaufen. Und noch etwas: Nicht alle Vertriebenen sind Mitglied im BdV, viele sind sogar wegen der extremen Positionen aus dem Verband ausgetreten.