SPD am Abgrund

Noch 30 bis 40 Jahre und dann ist der Spuk vorbei?

 

WN: SPD verliert jeden Monat 3.000 MitgliederDas meldete die WN (Für nicht Münsteraner: Das konservative Lokalblättchen Westfälische Nachrichten) am 01.07.2008. Also keine April-Ente!

 

Man braucht da nur ein bisschen rechnen:

 

1976: 1,02 Mio. Mitglieder

heute: 531.737 Mitglieder

 

Momentaner Verlust an Mitgliedern monatlich:

ca. 2.000 Austritte

ca. 1.000 Löschungen von Mitgliedschaften wg. Todesfällen

Summe 3.000 Mitglieder in toto

 

Neumitglieder in den letzten 5 Monaten: ca. 7.000 (= 1.400 Mitglieder monatlich)

 

1. Berechnung:

 

Mitglieder 1979 minus Mitglieder heute: 488.263

 

Das sind jährlich: 488.263 Mitglieder geteilt durch (2008-1975) = 14.796 Mitglieder

 

Bleibt es dabei: 531.737 Mitglieder durch 14.796 Mitglieder 

= ca. 36 Jahre bis die Mitgliedschaft der SPD bei 0 Mitgliedern liegt

 

2. Berechnung:

 

Monatlicher Schwund an Mitglieder: 3.000 minus 1.400 = 1.6000

Jährlicher Schwund: 1.600.mal 12 = 19.200

 

531.737 Mitglieder geteilt durch 19.200 

= 27,7 Jahre bis die Mitgliedschaft der SPD bei 0 Mitgliedern liegt

 

Umfrage: Ist die SPD noch nötig?

 

Ergebnis (die Abstimmung ist abgeschlossen):

Ja, auf jeden Fall.

(0)

0.00%

Nein, wozu?

(6)

33.33%

Mal sehen!?!

(5)

27.78%

Wen interessiert die SPD denn noch!

(1)

5.56%

Klar doch! Bin das letzte Mitglied.

(2)

11.11%

Hä? Wer?

(4)

22.22%

 

So das sind die Berechnungen. Noch ca. 27 bis 36 Jahre bis die SPD am Boden ist! Das ist doch die Essenz aus dieser Meldung. Die Statistik, die die SPD da veröffentlicht hat, kenne ich nun nicht als Zeitungsleser. Aber die Eckpunkte die die WN bzw. AP da herausgezogen haben, lassen keinen anderen Schluss zu.

 

Denn: Der Zeitungsleser geht ja nun normal davon aus, dass die Zahlen auch aussagekräftig sind. Aussagekräftig sind sie aber nur, wenn man eine lineare Entwicklung voraussetzt.

 

Gefälscht habe ich die Statistik ja nun nicht, muss ich sie also glauben? Nun, ja, ich glaube sie einfach mal!

 

Was hat das für Konsequenzen: Die SPD gibt sich immer einen linken Anstrich, im Zweifelsfall war sie immer auf der Seite der Mächtigen (Kriegskredite, Hartz 4; Schröders Sozialabbau war gravierender in seinen acht Jahren Regierungszeit als der Kohls in 16 Jahren). Dieses Profil der SPD ist immanent. Nur in den späten 60ern und frühen 70ern des letzten Jahrhunderts hatte die SPD mal den Anspruch halbwegs Reformen im Interesse des Bürgers zu wagen (Stichwort: "Demokratie wagen" [Brandt]; bei Schröder war es ja eher "Volkswagen AG"). Das scheint wohl die hohe Mitgliederzahl 1976 auszumachen. Danach ging es wieder "bergab": Stichwort "Notstandsgesetze".

 

Dazu Richard David Precht in "Lenin kam nur bis Lüdenscheid" S. 250: "Wer über alle Rhetorik hinweg jemals bestritten haben sollte, dass die SPD ein im Grunde konservativer und zutiefst bürgerlicher Verein war, wurde nun eines Besseren belehrt."

 

Aber was heißt das nun:

 

a) Der Mitgliederschwund liegt daran, dass den Ex-Mitgliedern die SPD zu unternehmerfreundlich ist und zu weit nach rechts wandert. Das ist gar nicht so unrealistisch, da ja viele Ex-Mitglieder in die WASG gewechselt sind. Dann müsste ja viel Platz für neue linke Projekte sein (wie Die Linke zum Beispiel). Ob Die Linke eine richtige alternative für linke Politik ist, würde ich aber bezweifeln. Sieht man sich deren Regierungspolitik in Meck-Pomm und Berlin an, scheint man schon widerlegt zu sein (Hier greift auch obiges Zitat). Aber man kann ja noch andere Vereine gründen und eine neue starke APO entwickeln.

 

b) Auch hier: Der Mitgliederschwund liegt daran, dass den Ex-Mitgliedern die SPD zu unternehmerfreundlich ist und zu weit nach rechts wandert. Das ist gar nicht so unrealistisch, da ja viele Ex-Mitglieder in die WASG gewechselt sind.

 

Aber: Die ganze Gesellschaft wandert nach rechts ab oder wendet sich enttäuscht von der Politik ab. Dann funktioniert a) natürlich nicht. Das Ergebnis ist einfach nur, dass die herrschende Politik alles Mögliche gegen die Bevölkerung durchsetzen kann.

 

Na, ja, vielleicht sollte man solch Artikeln, wie dem in der WN, aber auch gar nicht glauben und: Die Hoffnung stirbt zuletzt!

 

Jan Große Nobis