Buchenwald

Ein Konzentrationslager (CD-ROM)

 

„Es ist mir bekannt, dass verschiedene Auslandssender zugeben mussten, dass seit dem Kommandowechsel im KZ Buchenwald die Führung des Lagers besser geworden sei. Ich übergebe Ihnen hiermit das Lager. [...] Von mir aus passiert Ihnen nichts“, so der Lagerkommandant und SS-Oberführer Hermann Pister am 11. April 1945 zum Lagerältesten, dem Kommunisten Hans Eiden. Der SS-Scherge als Menschenfreund? Die Wahrheit sah anders aus! Die Autoren der CD-ROM dazu: „Wer mochte dieser Erklärung glauben? [...] Betrug also bis zur letzten Minute!“ Vergeblich versuchte Pister noch eine Fliegerstaffel zu ordern, um das Konzentrationslager zu zerstören – bald darauf versuchten die SS-Truppen zu fliehen. Zuvor, als die anrückenden amerikanischen Truppen zu hören waren, versuchten die Lagerinsassen aber das Unmögliche, auf das sie über zehn Jahre gewartet hatten – sie stürmten mit ihren spärlichen Waffen zu den Lagerzäunen, eroberten die immer noch besetzten Wachtürme und später das gesamte Lager. Um 15.15 wehte die weiße Fahne über dem Lager. Später wurde Obersturmführer Pister von den amerikanischen Truppen gefangen. Er wurde im Buchenwald-Prozess zum Tode verurteilt und starb bald an akuter Herzschwäche, bis zu seinem Tod leugnete er seine Schuld.

 

Die Geschichte des Konzentrationslagers Buchenwald wird erzählt von zwei ehemaligen Lagerhäftlingen: Willy Schmidt war Drucker und vor und nach dem Dritten Reich Gewerkschafter. 1952 wurde er SPD-Mitglied. Der verstorbene Emil Carlebach war Journalist und Kommunist. Nach dem Krieg gründete er die Frankfurter Rundschau mit und war deren Chefredakteur bis er bald von der US-Militäradministration aus der Redaktion entfernt wurde.

 

Dargestellt wird die Geschichte von Buchenwald in neun Kapiteln: Vom Aufbau des KZ-Systems über den Lageralltag, den Verbrechen und der Arbeit im Lager bis zum Widerstand des Lagerkomitees, dem künstlerischen Wirken der Häftlinge und zur Selbstbefreiung wird die Geschichte des KZ beschrieben. Beider Erzählungen werden in der nun erschienenen CD-ROM-Version des schon länger erhältlichen Buches durch ein ausführliches Glossar, Unterrichtsmaterialien und Portraits von Opfern wie Tätern begleitet.

 

Lebhaft ergänzt werden diese Erzählungen in über fünfzig Audio- und Videosequenzen durch Berichte von Zeitzeugen, in denen sie ihre Erfahrungen als Lagerinsassen beschreiben. Unter Ihnen sind neben den beiden Autoren, Carlebach und Schmidt, das Gründungsmitglied der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes Edo Leitner, der Bundesverdienstkreuzträger, ehemaliger Redakteur und Kommunist Hans Gasparitsch und der ehemalige darmstädter Politikdozent und Autor des schon 1947 erschienenen Standardwerkes „Der SS-Staat“ Eugen Kogon. Darüber hinaus werden dem Zuhörer und -schauer noch weitere Highlights geboten: Ton- und Bilddokumente der amerikanischen Truppen über das befreite Lager und ein Film über die Trauerfeier der Überlebenden.

 

Auch wenn manch Leser das Verhältnis zu den „Roten Kapos von Buchenwald“ zu unkritisch sein mag, diese Menschen haben unglaubliches erlebt und geleistet. Ihr Vermächtnis muss durch uns nachfolgenden Generationen weiter getragen werden. Dazu ist aber eine Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte und ihrem (nicht nur kommunistischem) Widerstand unerlässlich. Dafür ist diese CD-ROM ein unerlässliches Instrument. 21.000 Überlebende haben nach ihrer Befreiung geschworen: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“ Diesem Schwur sollten wir verbunden sein.

 

Jan Große Nobis

 

Willy Schmidt, Christoph Leclaire, Andrea Meschede, Ulrich Schneider

Buchenwald – Ein Konzentrationslager, Multimediale CD-ROM

Herausgegeben von der Lagergemeinschaft Buchenwald-Dora/Freundeskreis e.V.

Pahl-Rugenstein Verlag

ISBN 3-89144-335-8

24,95 Euro

Bei Bestellung über den Verlag werden Staffelrabatte gewährt

www.kz-buchenwald.de/

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